
Ken Ludwigs „Der Fall Moriarty“ in Baden-Baden
13/10/2025Meisterdetektivisches in Schwarz-Weiß
Wittener haben viel Spaß bei „Neue Fälle für Sherlock Holmes“
Eine kurzer Nachbericht zur Aufführung vom 8. Oktober 2025 in Witten.
von Tobias Weskamp

Gleich zwei Fälle musste der Meisterdetektiv lösen – und das auch noch parallel: Das Filmtheater Lange & Leder war zu Gast in Witten und hat „Neue Fälle für Sherlock Holmes“ präsentiert.
Sherlock Holmes ist gelangweilt – keine Arbeit für seine grauen Zellen. Und Watson hat ihn auch noch verlassen, um das Eheleben mit seiner Mary zu genießen. Abhilfe schafft da ein neuer Fall. Oder besser gleich zwei. Die junge Alice Turner bittet ihn, sich um einen undurchsichtigen Mord im Boscombe Valley zu kümmern. Und ein selbst für die Baker Street 221b außergewöhnlicher Gast hat ebenfalls einen Auftrag für den Detektiv: Niemand anderes als der König von Böhmen bittet ihn, sich eines delikaten Problems anzunehmen, in dessen Mittelpunkt die Sängerin Irene Adler steht. Mit der Langeweile ist es also vorbei – für Holmes und Watson genauso wie für die Zuschauerinnen und Zuschauer …
Mit großer Spielfreude präsentierte das Ensemble die beiden Fälle „Das Geheimnis im Boscombe Valley“ und „Ein Skandal in Böhmen“ in einer Inszenierung. Jan Kämmerer überzeugte ebenso als vom Alltagseinerlei gequälter Sherlock Holmes wie Markus Rührer als kompetenter Dr. Watson. Immer wieder gelang es ihnen und dem Rest des Ensembles humorvolle Akzente zu setzen und beide Fälle gekonnt nebeneinander zu präsentieren. So ließ sich Holmes in seiner Verkleidung als Kutscher immer wieder von einer ihm ebenbürtigen Irene (Saskia Leder, ebenso als leidgeprüfte Mrs. Hudson) aus dem Konzept bringen. Irenes Kammerzofe Lucy (Kirsten Annika Lange, auch als Watsons Frau Mary auf der Bühne) zeigte durch scherzhafte Einwürfe gegenüber ihrer Brötchengeberin, dass sie eher eine Vertraute als nur eine Dienerin ist. Und Inspektor Lestrade (von Joeri Burger als eine Mischung aus Pan Tau sowie Schulze und Schultze in einer Person inszeniert) schien meist mehr an einer guten Tasse Earl Grey interessiert als an der Lösung des Falls. Dirk Vvolpert hatte das größte Pensum, wusste aber sowohl als König von Böhmen, als Irenes Verlobter Mr. Norton, als Kutscher sowie als Mr. Turner zu überzeugen.
Ungewöhnliche Stimmung kam durch die besondere Art der Inszenierung auf. Das komplette Bühnenbild von Judith Bayer war in Schwarz-Weiß gehalten. Und die Schauspielerinnen und Schauspieler standen dem in nichts nach und waren ebenfalls in schwarz-weißen Kostümen von Claudia Radowski gekleidet und vor allem geschminkt. So hatte man das Gefühl, einen klassischen Schwarz-Weiß-Film zu sehen, was durch schriftliche Einblendungen noch verstärkt wurde. Die Zuschauerinnen und Zuschauer waren begeistert und dankten es dem Ensemble mit minutenlangem Applaus.
Auch die Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft war vor Ort und informierte an ihrem Stand über den Meisterdetektiv und das Viktorianische Zeitalter. Viele Besucherinnen und Besucher zeigten Interesse. Und auch das Ensemble kam vorbei und fachsimpelte ein wenig mit den DSHGlern und stand für ein gemeinsames Foto bereit.
Fotoquellen: Tobias Weskamp & FilmTheater GbR




