Sherlock Holmes. 100 Seiten
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4. Dezember 2024Rezension –
Ken Ludwig’s Baskerville: A Sherlock Holmes Mystery
Die Besetzung:
Sherlock Holmes: Alex Brune
Dr. John Watson: Julie Spanswick
ONE: Hannah France
TWO: Mak Mujumdar
THREE: Liesl Penkler
„Möchtest Du in ein Sherlock-Holmes-Theaterstück gehen?“ „Was eine Frage, natürlich, welcher Fall?“ „Der Hund der Baskervilles!“ „… oh.“
Der Hund der Baskervilles. Mal wieder. Das ist wahrscheinlich die erste Reaktion, wenn eine neue Inszenierung der wohl berühmtesten Geschichte mit dem Meisterdetektiv auf die Bühne gebracht wird. Das funktioniert, bei aller Liebe, nur mit frischen Ansätzen.
Das jedoch hat der US-amerikanische Schriftsteller und Dramaturg Ken Ludwig mit Bravour gemeistert: Er entschlackte die Vorlage von Sir Conan Doyle und schrieb eine temporeiche, herrlich alberne Komödie, die jetzt von der englischsprachigen Entity Theatre Society e.V. in München inszeniert wird. Das Foyer des kleinen Pepper Theatre im PEP Einkaufscenter Neuperlach wird extra für die Aufführungen des „Hund der Baskervilles“ liebevoll dekoriert, damit das Sherlockianische Erlebnis bereits vor dem ersten Vorhang beginnt.
Die Handlung ist bekannt, doch sämtliche Rollen und Assistenzfiguren werden von nur acht Personen dargestellt, die sich oft fast gleichzeitig auf der Bühne befinden. Das verlangt nicht nur eine sorgfältige Planung, sondern auch atemberaubend schnelle Wechsel der Kostüme. Diese sind eigens angefertigte Unikate, genauso wie das zurückgenommene, aber sehr kreativ gestaltete Bühnenbild: Ein Kasten enthält vorne einen Kamin mit Kunstfeuer und wird umgedreht zur Rezeption des Northumberland Hotels, eine zweifarbige Tür im drehbaren Rahmen repräsentiert „drinnen“ und „draußen“, der mysteriöse bärtige Mann trägt seinen Hansom Cab als Miniatur um den Bauch geschnallt.
Allerdings sind es die Schauspielerinnen und Schauspieler, die den „Hund von Baskerville“ mit der Regie von Kate Scholes zum vollen Erfolg machen. Alex Brune als Sherlock Holmes und Julie Spanswick als Dr. John Watson sind ein brillantes und völlig überzeugendes Duo, gerade weil sie ihre Rollen inmitten der absurden Situationskomik völlig ernst spielen. Man merkt allen Akteuren zu jeder Sekunde den eigenen Spaß auf der Bühne an. Nicht nur imitieren sie alle möglichen und unmöglichen Akzente – es mag kaum überraschen, dass die Irregulars im schnodderigen Cockney reden, doch wer hätte gedacht, dass Mrs. Barrymore aus Schweden kommt? – sondern füllen die Szenen auch mit einem poetischen Humor: Etwa, wenn zwei Polizisten mühsam die Straßenlaterne schleppen, um das lärmende London darzustellen, oder ein sichtlich widerstrebender Bühnenassistent als Schmetterling mit Glitzerflügeln von Stapleton über die Bühne gejagt wird. Herrlich der Cliffhanger vor der Pause: Der Kampf mit dem entflohenen Mörder Selden findet zu dramatischer Musik im gespielten Zeitlupentempo statt und wird zu Beginn des zweiten Teils eins zu eins wiederholt – das Publikum könnte ja vergessen haben, wo man stehen geblieben war.
Zusammengefasst spielt die Entity Theatre Society einen hin- und mitreißenden „Hund der Baskervilles“, der wirklich jeden mit guter Laune in die Winternacht entlässt. Die letzten Aufführungen finden am 27. bis 30. November 2024 um jeweils 19:30 statt.
Weitere Informationen unter: Entity Theatre e.V.
Text: © Patrick Charell, M.A.
Fotos: © K Fegert
Plakat: © M Pratt