Fünf Fragen an… Kerstin Binggeli
18. November 2020Wir haben unsere Mitglieder zum Interview gebeten – so auch Dr. Dietmar Eichstädt aus Cottbus. Er ist bereits seit fast 10 Jahren Mitglied der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft.
Wann und wie bist Du eigentlich zu Sherlock Holmes gekommen?
Das erinnere ich nicht mehr ganz genau. Meine Mutter las gerne Kriminalromane, allerdings mehr Agatha Christie. Dennoch kannte ich wohl Sherlock Holmes. Irgendwann – vermutlich Anfang der 1960er Jahre – habe ich dann (für 50 Pfennige) in der Kindervorstellung an einem Sonntag um 14 Uhr in dem Ort in Schleswig-Holstein, wo ich aufgewachsen bin, einen Sherlock-Holmes-Film gesehen, der mich fasziniert hat. Ich glaube, es war „Der Hund von Baskerville“ mit Peter Cushing. Und das hat mich dann nicht mehr losgelassen. Nicht viel später habe ich dann alle Sherlock-Holmes-Geschichten (herausgegeben von Nino Erné) gelesen, die mir eine Tante schenkte. Die Bücher habe ich heute noch.
Was gefällt Dir daran, „Sherlockianer“ bzw. „Holmesianer“ zu sein?
Sherlock Holmes ist eine faszinierende Persönlichkeit. Das begeistert jeden, der die Geschichten liest. Inzwischen gibt es eine Fülle an weiteren Geschichten und Romanen mit Sherlock Holmes, die sehr unterschiedlicher Qualität sind. Manche sind spannend, skurril und fesselnd, andere albern und absurd. Sich über den eigentlichen Kanon und über neuere Geschichten mit Gleichgesinnten auszutauschen, gefällt mir sehr, und u.a. darum bin ich Sherlockianer. Auch das Baker Street Chronicle lese ich jedes Mal mit großem Interesse; das ist ein hervorragendes Medium, um die Gemeinde zu informieren und zusammenzuhalten.
Inwiefern fließt Sherlock Holmes in Deinen Alltag ein (z.B. Lerntechniken, Eröffnung neuer Wissens- und Interessensgebiete etc.)?
Ich bin Naturwissenschaftler, und von daher liegt mir eine sachliche Herangehensweise an Themen, Probleme, Fragen nahe. Insofern ist auch für mich eine Beschäftigung mit neuen Sachbereichen lieber konzentriert als blumig oder ausufernd. Das ist auch in meinem privaten Bereich nicht immer und nicht für alle ein Vergnügen.
Was ist ein Dein persönlicher „Schatz“ – zu welchem Stück Deiner Sammlung hast Du eine ganz besondere Beziehung oder eine besondere Geschichte?
Wie schon erwähnt liebe ich die Episode „Der Hund von Baskerville“. Aber auch die „Studie in Scharlachrot“ finde ich faszinierend, weil dort gleich am Anfang die Beobachtung und Deduktion von Sherlock Holmes brillant und überraschend dargestellt wird. Großartig finde ich auch die Anmerkungen von Baring-Gould und Leslie S. Klinger und die Biografie über Sherlock Holmes von Baring-Gould.
Devotionalien an sich sammle ich nicht, gleichwohl hat mir meine Tochter einmal ein Bild von Sherlock Holmes und Dr. Watson geschenkt, das ich mir über meinem Schreibtisch aufgehängt habe.
Wenn Du eine Figur aus dem Kanon sein könntest, welche wäre das und warum?
Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Als Kind wäre ich natürlich gerne Sherlock Holmes gewesen. Später habe ich meine eigenen Grenzen erkannt. Vielleicht wäre ich ganz gerne Inspektor Stanley Hopkins, der wohl kompetent ist und von dem Holmes sich viel verspricht.
Oder ob ich mich mehr für einen Verbrecher eigne – wer weiß?